Freie Narrenzunft Wolfach

Geschichte

Zunftwappen

Organisiert wird die Wolfacher Fasnet vom Kleinen Narrenrat, der aus dem Narrenvater und den Narrenräten besteht, die für jeweils ein bestimmtes Teilgebiet zuständig sind:

  • Narrenvater
  • Narrenvaterstellvertreter & Archivar
  • Sekretarius (Schriftführer)
  • Säckelmeister (Kassier)
  • 1. und 2. Kämmerer (Betreuer der Narrenkammer)
  • Organisator (Beschaffung von Materialien und Utensilien)
  • 1. und 2. Wirtschaftsorganisator (Bewirtung)
  • Festspielleiter

narrenrat (70K)

Ursprünglich bestand der Kleine Narrenrat nur aus Narrenvater, Säckelmeister und Narrenschreiber; um die Organisation der sich nach dem 2. Weltkrieg in Zeiten des Wirtschaftswunders ständig vergrößernden Fasnet zu erleichtern, wurde er nach und nach erweitert.

Der Große Narrenrat besteht aus den ehemaligen Narrenräten, verdienten, mit dem Wohlauforden ausgezeichneten Narren sowie den Obleuten der verschiedenen Gruppierungen innerhalb der Narrenzunft; er trifft sich jedes Jahr im Mai und Oktober, um die Arbeit des Kleinen Narrenrates zu bestätigen und zu kontrollieren. Die Beschlüsse werden in der Vorfasnetzeit in den Narrenversammlungen der Öffentlichkeit präsentiert.

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Erstmals erwähnt wird die Narrenzunft im Jahre 1816. Damals musste der Polizeidiener auf Befehl des Bürgermeisters ausschellen und verkündigen, dass die Narrenzunft "niemand solle etwas leids tun". Um die Mitte des 19. Jahrhunderts organisierten alljährlich mehrere Narrenväter, die das Närrische Comité bildeten, die Fasnet. Der Begriff Narrenvater wird erst seit etwa 1890 im heutigen Sinne für den Leiter der Narrenzunft verwendet.

Durch Inserate im Kinzigtäler, der von 1865 bis 1939 erschienenen Wolfacher Heimatzeitung, sowie per Umlaufliste wurden ab 1869 die Wolfacher zu bis zu fünf Narrenversammlungen geladen, um die Beschlüsse des Comités abzusegnen. 1886 treten die "Freunde der Fastnacht" als Organisatoren auf; fünf Jahre später beschlossen in der Gastwirtschaft "Zum Hirsch" elf Narren, einen Verein zu gründen, der zunächst unter wechselnden Bezeichnungen wie Narrenverein, Karnevalsgesellschaft und Narrhalla Wolfach auftrat, bis sich 1905 der Name "Freie Narrenvereinigung Wolfach" durchsetzte.

Im Hinblick auf den geplanten Beitritt zur Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) gab es am 11.11.1932 bei der erstmals abgehaltenen Martinisitzung eine grundlegende Reform der Organisationsstruktur. Die Narren kehrten zur ursprünglichen Bezeichnung "Freie Narrenzunft" zurück, das "Närrische Comité" wurde zum "Kleinen Narrenrat" mit Narrenvadder, Narreschriewer und Säckelmeischder, das "Erweiterte Comité", das zu vorbereitenden Sitzungen geladen wurde, zum "Großen Narrenrat". Mitglieder des Großen Narrenrates waren zunächst alle Ordensträger der Zunft, ab 1954 nur noch die Träger des Wohlaufordens.

Nach dem 2. Weltkrieg war die Narrenzunft wie alle übrigen Vereinigungen zunächst verboten. In der Bahnhofwirtschaft, in der früher immer die erste Narrenversammlung nach Dreikönig stattfand, kamen am 27. Januar 1948 die Narren in großer Zahl zur fünf Tage zuvor vom Gouvernement Militaire du Pays de Bade, Délégation du Cercle Wolfach genehmigten Gründungsversammlung der Freien Narrenzunft zusammen. Bei der Antragstellung war es nicht ganz einfach gewesen, den Franzosen klar zu machen, dass die Freie Narrenzunft keine Mitglieder hat, denn die Fasnet war und ist im Verständnis der Wolfacher zu keiner Zeit eine Angelegenheit eines Vereines gewesen, sondern stets von allen Kreisen der Einwohnerschaft getragen worden. Nachdem die Fasnet in den ersten drei Nachkriegsjahren als Folge der politischen und wirtschaftlichen Situation nur in bescheidenem Rahmen gefeiert werden konnte, fand sie 1949 erstmals wieder im gewohnten Umfang statt.

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Da die Freie Narrenzunft Wolfach kein Verien ist, mithin auch keine Mitglieder kennt, erfolgt die Finanzierung in erster Linie durch Spenden. Zu diesem Zweck entstanden die Narrenkassen, die vor allem beim Schnurren benutzt werden. Eine alte, aus Eisen geschmiedete und noch heute verwendete Narrenkasse dürfte ursprünglich eine so genannte "Schwörbixe" gewesen sein, in die früher für jedes Fluchwort gemäß der fürstenbergischen Landesordnung eine bestimmte Geldstrafe zu entrichten war.

Narrenkasse
Alte eiserne Narrenkasse

Damit Spenden an die Narrenzunft nach gesetzlichen Änderungen im Steuerrecht steuerlich absetzbar bleiben, erarbeitete der Kleine Narrenrat zusammen mit Finanzamt und Amtsgericht 1987 erstmals eine schriftliche Satzung für die Zunft, um von den Behörden als gemeinnützig und damit steuerfrei anerkannt zu werden; sie ist aber weiterhin als einzige Narrenzunft in der VSAN kein eingetragener Verein.

Um die Finanzierung der Fasnet auf eine solidere Grundlage zu stellen, gibt es seit 1988 den "Verein zur Förderung der Wolfacher Fasnet e.V.".

Aus zivil- und steuerrechtlichen Gründen gab der Kleine Narrenrat im Oktober 2003 die offizielle Trägerschaft der Fasnet an den neu gegründeten Verein "Wolfacher Narren e.V." ab, der nun gegenüber den Behörden als Organisator auftritt und dadurch auch die Haftung bei Schadensfällen übernimmt, die bislang bei den einzelnen Narrenräten persönlich lag. An der praktischen Organisationsstruktur der Narrenzunft, die weiterhin frei vom Mitgliederzwang ist, änderte sich dadurch nichts.

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