Die Narren und ihr Häs

Allgemeines

Die Wolfacher Fasnetfiguren lassen sich in Larventräger, Hästräger ohne Larven, Einzelfiguren und freie Maskierungen unterteilen. Das Bild der Narrenzunft prägen in erster Linie die Larventräger, die mit einer aus Holz oder Blech gefertigten Larve ausgestattet sind. Ihr Häs ist nach genau festgelegten, an historischen Vorbildern orientierten Regeln einheitlich gestaltet.

Die Kopfbedeckungen der Hansel sind Variationen der Gugel, einer im Hochmittelalter beliebten Kragenkapuze. Die Gugel war entweder mit dem Mantel vernäht oder endete in einem Schulterumhang. Im Unterschied zu den Kapuzen der ehrenhaften Leute besitzen die Narrengugel eine exzentrische Schnittform, die sich durch einen oder mehrere lange spitze Kapuzenzipfel auszeichnet. Einige mittelalterliche Narrendarstellungen zeigen einen bogenförmigen Zipfel, wie ihn der gelb-blaue Schellenhansel trägt und der als abstrakte Darstellung eines Hahnenkammes interpretiert werden könnte. Die Kappen der Rösle-, Streifen- und Spättlehansel besitzen eine hohe, lang gezogene Spitze.

Aus dem zur Gugel gehörenden Umhang entstand bei den Schellen- und Streifenhansel ein von der Gugel abgetrennter gezackter Kragen, bei den Röslehansel eine kurze Pelerine. Der Nussschalenhansel trägt eine klassische, mit einer Raubvogelfeder geschmückte Gugel ohne Zipfel mit einem schmalen Schulterumhang. Der Mehlwurmhansel besitzt eine Schalksnarrengugel mit stilisierten Eselsohren, verbunden mit einem gezackten Kragen. Der Esel wird seit dem Mittelalter allgemein als sehr negativ beurteilt, insbesondere als Sinnbild der Trägheit, einer der sieben Todsünden, der Einfalt und der Lächerlichkeit; die Eselsohrigkeit galt schon in der Antike als ein Torheitsmerkmal.

Der Spättlehansel hat als einziger Hansel keinen Kragen aufzuweisen. Mit Ausnahme von Mehlwurm- und Nussschalenhansel tragen alle Hansel um den Hals eine weiße Rüsche.

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Im Gegensatz zu manch anderen Narrenorten dürfen in Wolfach alle mit einer Larve ausgestatteten Fasnetfiguren mit Ausnahme der Rungunkeln auch von Frauen getragen werden. Dabei gab es bis in die 1930er-Jahre hinein sogar eine weibliche Version des Hansel, die statt der Hose einen gezackten Rock aufwies, da früher das Tragen von Hosen für Frauen noch nicht allgemein üblich war; Oberteil und Kappe entsprachen ihrem männlichen Pendant. Alle Fasnetfiguren gibt es auch in entsprechend verkleinerter Form für Kinder; das Tragen von Larven ist aber erst ab 14 Jahren erlaubt.

In den 1980er-Jahren entstand für die meisten Larven- und Hästräger ein in Farben, Form, Aufdruck und Bemalung speziell der jeweiligen Figur angepasstes "Schorlehäs", eine Art Sweatshirt. Es wird in erster Linie bei Fasnetveranstaltungen im Saal getragen, bei denen das originale Häs nicht zum Einsatz kommt, die jeweilige Häsgruppe aber dennoch als eine Einheit erkennbar sein möchte. Auch wenn eine Häsgruppe die Bewirtung einer Veranstaltung übernommen hat, kleiden sie sich meist damit; so ist gleich erkennbar, wer hier für die Bedienung zuständig ist. Der Name "Schorlehäs" spielt darauf an, dass dieses Kleidungsstück in gemütlicher Runde bei einigen Gläsern Schorle getragen wird. Als Kopfbedeckung setzen die Larventräger nach dem Ablegen von Larve und Kappe ein in den jeweiligen Häsfarben gestricktes Wollkäpple auf.

Eine wesentlich geringere Beachtung in der Öffentlichkeit und der volkskundlichen Literatur finden im Vergleich zu den Larventräger die Hästräger ohne Larve. Ihr Häs ist ebenfalls einheitlich in Anlehnung an historische Vorbilder gestaltet; für einzelne Typen dieser Gruppe, beispielsweise die Kaffeetanten oder Nasezügler, existieren nur allgemeine Vorgaben, die ein Narro relativ frei umsetzen kann.

Eine Sonderform der Narrengestalten stellen die Einzelfiguren dar, von denen es im Gegensatz zu den übrigen Hästrägern nur je ein Exemplar gibt.

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