Einzelfiguren

 

Der Narrogeist

Im 1933 angelegten Ordensbuch der Narrenzunft steht im Wördle vornenus geschrieben:

Verruckd isch, wer 's Lewe liebd, e Portio Witz im Schädel un e Quantum Idealismus im Ranze hot, un de Unterschied kennt zwische Narrenwitz un Schbott. Des alles zemme nennd mer "de Wolfacher Narrogeischd".

Der Narrogeist symbolisiert die besondere Magie der Wolfacher Fasnet; von ihm sind alle Narren zur Fasnetzeit beseelt. Gelegentlich spielt er auch in Fasnetspielen eine Rolle, beispielsweise bei den von Josef Krausbeck verfassten Stücken "Der Narrogeist im Faß" (1937) und "Die Neugeburt des Narrogeistes" (1949). Georg Straub führte die Beschwörung des Narrogeistes am 11.11. um 11:11 Uhr abends bei der Martinisitzung der Narrenzunft ein.

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Tambourmajor

Tambourmajor 1951

Den Umzügen voraus läuft als "Hanselebremse" der Tambourmajor. 44 Jahre lang übernahm Ochsenwirt Rudolf Straub (links) mit Dreispitz und vornehmer Robe diese Aufgabe, bis ihn 1954 Dieter Buss (rechts) ablöste, der sich bei den Elfemessen und beim Kinderumzug in diversen Verkleidungen zeigte: mit einem blauen, mit Blumen verzierten Mantel, roter Weste und weißem Hemd mit Rüschen, als Kanonier, Landsknecht oder Streifenhansel. Den Tambourstab fertigte Straub aus einer hölzernen Stange und einer metallenen Kugel, die ursprünglich ein Kaffeeröster in der Gastwirtschaft "Zum Ochsen" war. Als der originale Stab 1984 gestohlen wurde, bastelte Buss einen neuen Stab, bekam den alten aber später wieder zurück. Seit 2005 schwingt auch Dieters Sohn Hansjörg Buss den Tambourstab.

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Gullerreiter

Gullerreiter 2007

Bei den Elfemessen, dem Fasnetusrufe sowie Fest- und Kinderumzug führt der von einem Streifenhansel getragene Guller die Hanselschar an. Vor dem 1. Weltkrieg gab es sogar zwei große Guller und einen Geißbock, doch gingen diese während des Krieges verloren. In den 1920er-Jahren fertigte der Sattlermeister Josef Schmidt nochmals einen Guller an. Das Untergestell bestand aus Reifstecken und Korbweiden, das mit Sackleinen bespannt und durch Seegras ausgepolstert war. Dadurch war der Guller nicht nur schwer, sondern auch anfällig für Vermorschen und Wurmbefall. Nach dem 2. Weltkrieg tauchte der alte Guller nur noch vereinzelt an der Fasnet auf, bis er schließlich als "elender Kadaver" in der Narrenkammer liegen blieb. Auf Anregung von Josef Krausbeck entstand 1976 ein neuer Guller. Sein Reiter trägt das Häs eines Streifenhansels, für den Krausbeck noch einen Ballen gestreiften Stoffes aus dem 19. Jahrhundert auftreiben konnte. Den ersten offiziellen Auftritt hatte er beim Narrentreffen in Oberwolfach.

Entwurf Gullerreiter
Entwurf für den Gullerreiter, 1976 gezeichnet von Josef Krausbeck

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Vorbild für die erste Gullerreiterlarve

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Riesendame

Riesendame 2007 Riesendame 1925

An der Fasnet 1886 gab es bereits einen "Maskenzug mit Riesendame". Beim "Großen Umzug" am "pudelnärrischen Montag" 1890 trug die Riesendame den Namen "Nora Pepita Plumpsack". Der "lange Zuckerbeck", Albert Armbruster, dem das Café Armbruster gehörte, schlüpfte nach dem ersten Weltkrieg in ihre Kleider. Das originale Kleid der Dame ging im 2. Weltkrieg verloren, der Kopf verschwand für eine lange Zeit auf der Bühne von Armbrusters Haus und wurde nach Armbrusters Tod 1981 von seiner Tochter der Narrenzunft geschenkt. Durch die lange Lagerung war insbesondere die Mundpartie stark beschädigt und es bedurfte vieler Stunden Arbeit von Josef Krausbeck, diese wieder zu reparieren. Marga Schamm nähte das neue große Kleid, ergänzt durch Hals- und Ohrenschmuck im Stil biedermeierlicher Parüren, so dass die überaus vornehme Riesendame an der Fasnet 1982 erstmals wieder an den Umzügen als ruhender Pol inmitten der Hansel teilnehmen konnte.

  

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Bretschelhans

Einzelheiten zum Bretschelhans sind beim Kinderumzug zu finden.

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Steinwerfer-Geißehaas

Ende der 1920er-Jahre gab es in Wolfach einen Strohbutzenmann, eine Art närrische Schreckgestalt, verkörpert vom Geißehaas Eduard Haas, einem schrulligen, älteren Mann, der zu jener Zeit im Herlinsbachweg 30 wohnte und den Spitznamen seiner dortigen Ziegenhaltung verdankte. Meist am Fasnetzieschtig erschien er in einem weiten, mit Stroh prall ausgestopften Sackleinenanzug und lief durch die Straßen und Gassen der Stadt. Auf dem Rücken trug er ein großes breites Gestell aus Brettern, auf dem Blechtöpfe, Teller, Kaffeeschüsseln und sonstiges schepperndes Gerümpel unter einem Maschendraht befestigt waren. Bei seinem Zug durch die Stadt bewarfen die Kinder ihn von hinten mit Steinen und Schneebällen, um möglichst großen Lärm zu verursachen.

Haas_Eduard_1933 (38K)
Der "Geiße-Haas" als Weltwanderer vor dem Zähringer Hof

Später zog Haas über viele Jahre hinweg, in die einheimische Fürstenberger Tracht gekleidet, als Ansichtkartenverkäufer mit seinem Weltwanderwägelchen kreuz und quer durchs Deutsche Reich und das angrenzende Ausland. In Holland traf er den Deutschen Kaiser im Exil. In St. Roman kursiert noch heute eine Anekdote über ihn:

In St. Roman gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts lange Zeit nur in der Gastwirtschaft "Zum Adler" ein öffentliches Telefon. Eines Tages klingelte dieses Telefon und des Adlerwirts junges Töchterlein nahm den Hörer ab. Am anderen Ende der Leitung meldete sich eine tiefe, dem Mädchen unbekannte Männerstimme, die es beauftragte, dem Dorfschullehrer Bühler den Besuch des Kreisschulrates anzukündigen. Das Mädchen lief flugs zu ihrem Lehrer und verkündete ihm: "De Geißehaas kunnt morge vorbei!". Der Lehrer schaute sie erstaunt an und wunderte sich, was wohl dieser Geißehaas ausgerechnet von ihm wolle, doch blieb er ganz gelassen. Umso überraschter war er dann am andern Tage, als plötzlich der gefürchtete Kreisschulrat vor seiner Türe stand.

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Der "Fischer" Theodor Armbruster (1815-1898)

Der Seifensieder Theodor Armbruster trat im 19. Jahrhundert als "Fischer" an der Fasnet auf (zitiert nach der Metzger-Augustschen Chronik von 1895):

Und gar erst, wenn er an der Fastnacht, seiner Eigenschaft als langjährigem Fischpächter eingedenk, den "Fischer" markierte! Er zeigte sich mit Schlapphut, Mantel und Wasserstiefeln, hatte den Fischlegel mit Brezeln angefüllt und umgehängt und sich stets die närrische Nase aufgesteckt. Dann schwenkte er die Angelgerte mit einer aufgehängten Brezel über den Köpfen der zappelnden Schuljugend hin und her. Verdientermaßen schallte ihm freudig aus den vielen Kinderkehlen entgegen: "Der Fischer soll läbe! Der The'dor soll läbe!"

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