Freie Maskierungen
Freie Maskierungen bei Umzügen, Bällen und Festspiel
In Wolfach gibt es eine Vielzahl von Maskierungen, die nur gelegentlich zu sehen sind, die aber dennoch zum festen Bestandteil des Fasnetbrauchtums zählen. In der Narrenkammer findet sich ein großer zunfteigener Kostümfundus mit Ritterrüstungen, einem großen Bär, den biedermeierlichen Kostümen für die Darsteller des Fasnetspieles Die Weibermühle, einem großen Kamel, das von zwei Personen getragen wird, einem als Reittier dienenden Geißbock, einem Stier usw., die immer mal wieder an Fasnet, insbesondere beim Festspiel, auftauchen.


Gipsmodell und darauf gefertigter Morion aus Papier.
Als Vorbild für die Helme und Kleidung der Burgbesatzung, die vor allem im 1933 erstmals aufgeführten und seither mehrfach wiederholten Festspiel "Die Befreiung der Freude" von J. Krausbeck zum Einsatz kommen, diente die 1506 gegründete Schweizer Garde des Vatikans, deren Kleidung der Legende nach der Renaissancekünstler Michelangelo (1475-1564) entworfen haben soll.
Däfelebuebe

Eine tragende Rolle bei den zahlreichen Umzügen der Wolfacher Fasnet spielen die Däfelebuebe. Das sind Jungs (manchmal auch Mädchen) im Alter zwischen etwa 10 und 12 Jahren, die bei den Elfemessen Schrifttafeln tragen, auf denen die zum Verständnis der dort dargestellten Themen nötigen Erklärungen zu lesen sind. Beim Festzug kündigen die Däfele die jeweilige Festzuggruppe an. Bei den Närrischen Kaffees ist auf dem vorausgetragenen Däfele das jeweilige Café genannt, in dem der Kaffee endet. Als Belohnung erhalten die Däfelebuebe im Anschluss an den Umzug meist etwas zum Trinken und eine Brezel oder Wurst spendiert. Gelegentlich werden auch ältere Narren dazu verpflichtet, als Däfelebue zu agieren. So degradierte beispielsweise beim Helferfest der Narrenzunft im Juni 2002 ein Narrengericht den Narrenvater Heiner Oberle wegen Missachtung des historischen Brauchtums zum Däfelebue, weil er behauptet hatte, dass die Wolfacher Fasnet "weniger was mit Brezeln" zu tun habe.
Guggemusik Erlibach
Durch eine zufällige Urlaubsbekanntschaft entstand der Kontakt zur "Guggemusik Erlibach" im schweizerischen Erlenbach am Zürichsee, die seit 1972 an der Wolfacher Fasnet teilnimmt und mit ihrer schrägen, fetzigen, stark von Schlaginstrumenten geprägten Musik und den originellen, farbenfrohen Kostümen eine ganz eigene, bis dahin ungehörte Note in die Wolfacher Fasnet brachte. Etwa alle zwei Jahre entwarfen und nähen sie sich neue Verkleidungen. Einer der Mitbegründer und treibende Kraft dieser närrischen Verbindung, Kurt "Chueri" Maurer, führte den Brauch ein, dass jeder Erlibacher, der erstmals an der Fasnet nach Wolfach kommt, am Schellementig am Wohlauf teilnehmen muss. Durch ihre Auftritte in Wolfach lösten die Erlibacher in vielen Gemeinden des angrenzenden Kinzigtals die Gründung von Guggemusiken aus, doch wird diese spezielle Form fasnetlichen Musizierens nur von echten Schweizern richtig beherrscht und überzeugend gespielt.
Die Cavalairer Hexen
In den Jahren 1984/85 entstand die Städtepartnerschaft zwischen Wolfach und der bei St. Tropez am Mittelmeer liegenden französischen Gemeinde Cavalaire sur mer. Die Cavalairer waren nach ihrem ersten Besuch bei der Fasnet 1987 so sehr begeistert, dass sie sich ab dem folgenden Jahr mit einer Gruppe am Festzug beteiligten und mit ihren an die Zuschauer verteilten Mimosen südfranzösisches Flair in die Fasnet brachten. Für den Festzug 1994 schufen sie sich eine eigene Hexenfigur mit Holzlarve und typisch französischer Verkleidung.
Die Cavalairer Hexen 2003 mit dem alten
"Dreirädle" der Stadt Wolfach beim Verteilen
von Mimosen
Die Hoorigen
Bei einer Festspielbesprechung stellten sich 1971 zum ersten Mal die Hoorigen vor, eine Narrenfigur, die Kunsterzieher Helge Gerken von der Realschule mithilfe einiger Realschüler entwarf. Zu einer buntfarbigen Narrenkleidung, die keine einheitliche Linie aufwies, sondern der Fantasie des Trägers entsprang, trug sie eine selbstgeschnitzte Lindenholzlarve mit einem Zug ins Dämonische und hielt in der Hand einen Stecken mit einem Hanfbüschel. Einige der Hoorigen führten selbstgebastelte Musikinstrumente mit sich. Im Laufe der Zeit sollte sich daraus eine Hoorigen-Kapelle bilden. Der damalige Narrenvater Erich Steinhauser sen. unterstützte diese Initiative der Realschüler, doch durften sie sich bei auswärtigen Auftritten der Narrenzunft nicht beteiligen, da sie nicht traditionsgebunden waren. An der Elfemess am Schmutzige Dunnschtig 1971 gaben sie ihr Debüt. Die Gruppe löste sich nach einigen Jahren wieder auf.