Alte Wolfacher Fasnetlarven

4.2.2015

Hinweis auf alte Wolfacher Fasnetlarven entdeckt

Im Jahre 1930 erschien in einem Berliner Verlag das Buch „Das Schapbacher Schlössle“ mit 21 Zeichnungen des Wolfacher Kunstmalers Eduard Trautwein (1893-1978). Herausgegeben wurde das Werk durch den aus Heilbronn stammenden Kunsthändler Siegfried Aram (1891-1978), dem damaligen Besitzer dieses auf einer Anhöhe über dem Wolftal gelegenen Landsitzes.

In seinem „Schlössle“ brachte Aram seine umfangreiche Kunstsammlung unter, in der sich neben Gemälden und Skulpturen sowie afrikanischen, asiatischen und indianischen Kultmasken auch alte Wolfacher Fastnachtsmasken befanden. Für die Schapbacher Kirche St. Cyriakus stiftete Aram einige spätgotische Heiligenfiguren und ließ durch den Kunstmaler Bernhard G. Lucki neue Kreuzwegstationen malen.

Aram geriet als Jude schon früh ins Fadenkreuz rechtsradikaler Fanatiker und stand auf einer Geheimliste der Nationalsozialisten für Verhaftungen. Als er 1931, zwei Jahre vor Hitlers „Machtergreifung“, zu einer Bauernhochzeit eingeladen war, griffen ihn einige Nazis, die am Nebentisch saßen, an und beleidigten ihn, wurde jedoch von Schapbacher Bauern verteidigt. Kurze Zeit später erhielt er aus Wolfach von einem jungen Schullehrer namens Teut einen Brief, in dem ihm in Bezug auf seine Spende für die Schapbacher Kirche vorgeworfen wurde, er habe eine „christliche Kirche in deutschem Land missbraucht“, um „Alljudas“ Propaganda zu treiben. Auch habe er die „Wolfacher Fastnachtsmasken mit den Masken minderwertiger Rassen zusammengehängt“, um seine „Missachtung echter, alter, deutscher Volkskunst“ zu zeigen. Ihm wurde geraten, von „Schapbach fernzubleiben“, da er als „Judenschwein“ Ortsverbot habe.

Dass dieser Brief an Aram aus Wolfach kam, ist nicht überraschend, denn hier bestand bereits seit 1929 eine Ortsgruppe der NSDAP. Wolfach galt damals als wichtiger Stützpunkt für die Verbreitung der Nazi-Propaganda im oberen Kinzigtal.

1934 floh Aram in die USA, wurde dort jedoch von deutschen Geheimpolizisten und der rechten „Feme-Mordorganisation Consul“ verfolgt, denen er nur durch ein andauerndes Versteckspiel entkommen konnte. Bei einem Überfall rechtsradikaler Schläger erlitt er einen Schädelbruch und war danach auf einem Auge fast blind. Schließlich ließ er sich in New York nieder, wo er bis zu seinem Tod 1978 als renommierter Kunsthändler tätig war.

Portrait von Siegfried Aram

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