Drum und Dran

der Wolfacher Fasnet

Narrenfahnen

Narrenfahne am Rathaus

Die Freie Narrenzunft Wolfach rief am 15. Februar 1939 in einer Zeitungsannonce im Kinzigtäler erstmals die hiesigen Narren dazu auf, am Schellementig die Häuser närrisch zu schmücken und zu zieren und gab dazu die Parole aus: "Wolfach ist lustig und froh von unten bis oben und von außen und innen!" Dieser "Appell an die närrische Fantasie" fiel auf "fruchtbaren Boden", wie der "Kinzigtäler" am 21. Februar 1939 berichtete: "Fahnen in originellster Aufmachung flatterten durch den Wind, bunte Guirlanden überkreuzten die Straßen, Spritzkannen, Hunde, Katzen, Puppenwagen, Heringe, Köpfe, Füße usw. zierten Fenster-Ecken und Hauseingänge und machten von vornherein darauf aufmerksam, daß Wolfach über Fasnet ganz unzweifelhaft an allen Ecken verrückt und fröhlich ist."

Josef Krausbeck malte 1948 je eine Narrenfahne für sein eigenes Haus, auf der der Wolfacher Ur-Hansel von 1927 zu sehen ist, sowie für Georg Straub und Friedbert Schrempp, den Wirt der Gastwirtschaft "Zum Kreuz". Im Laufe der Zeit entstanden über 115 Fahnen, die mit ihren farbenfrohen Motiven der Stadt über die Fasnetzeit ein ganz besonderes närrisches Flair verleihen, wie es sonst nirgends zu sehen ist. Über 70 davon fertigte Krausbeck bis ins hohe Alter hinein, zuletzt tatkräftig unterstützt von Martin Rupprecht, der die großflächigen Malarbeiten übernahm, während Krausbeck die Details und Gesichter malte, denn das Porträtzeichnen gehörte zu seinen besonderen Leidenschaften. Neben diesen beiden schufen auch Gebhard Bächle, genannt "Löns", Roland Severin Schuler, lange Jahre als Narrenrat und Festspielleiter aktiv, sowie der Maler Heinz Pape zahlreiche Fahnen. Einige von Papes Stoffkunstwerken, die das Rathaus zierten, fielen 1990 dem stürmischen Wetter zum Opfer.

Narrenfahne von Heinz Pape 1973
Narrenfahne von Heinz Pape, 1973

In den 1950er-Jahren gab es jeweils vor dem Fasnetusrufe am Schlosstor die Aufweckung, Enthüllung und Aufhängung einer von Georg Straub gemalten 5 m langen Fahne mit dem Wohlaufmaa und der Aufschrift "Wohlauf zur Wolfacher Fasnet", umgeben von Schellenhansel, Narrenmusiker in Bürgerwehruniform, Kaffeetante und Nasezügler; sie widerstand aber der winterlichen Witterung nicht lange. Später wurde stattdessen in der Vorfasnetzeit ein großes Zunftwappen am Stadttor angebracht, auf dem die Aufschrift "Freie Narrenzunft Wolfach", die Kappe des gelb-blauen Schellenhansels und das Stadtwappen mit der Wolfsangel zu sehen sind, umgeben von den närrischen Insignien Wohlauflaterne, Brezel, Hellebarde, Besen, Pritsche, Saubloder, Trommel, Kuhglocke, Horn und Kaffeetasse.

Zur Fasnet 1998 schuf Josef Krausbeck eine Zunftfahne in den Stadtfarben Gelb und Blau, geziert mit einer Kappe des gelb-blauen Schellenhansels auf rotem Grund und der Aufschrift Narro, die seither jeweils vor dem Ausrufen auf dem Stadttor gehisst wird.

Im katholischen Gemeindehaus fand 1998 eine große Narrenfahnenausstellung statt

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Narrenorden, Narrenteller und Zunftwappen

Das zur Fasnet 1933 angelegte "Ordens-Buch der Freien Narrenvereinigung Wolfach. Worinnen des Ordens Regel bestimmt ist, und die Ritter hoher, höherer und höchster Orden 'Für Witz und Narrentreue' aufgezeichnet sind" beginnt mit einem "Wördle vornenus", das die kurz zuvor am 11.11.1932 beschlossene Reform der Narrenzunft beschreibt, bei der festgelegt wurde, von nun an "alde Narre un Närrinne, wo viele Johr lang de Fasnetskater durch de Bach trage henn", mit einem Orden "Für Witz und Narrentreue" auszuzeichnen.

Kleiner Hanselorden
Kleiner Hanselorden

Die drei Ordensklassen bestehen aus dem Kleinen Hanselorden, dem Großen Hanselorden und dem Wohlauforden, deren Gestaltung Georg Straub übernahm. Die beiden Hanselorden tragen neben dem Stadtwappen, der Wolfsangel, als Emblem eine Schellenhanselkappe, auf dem Wohlauforden ist ein Wohlaufmaa, der die Gesichtszüge des damaligen Wohlaufsängers Rudolf Blattner trägt, und ein Lampion zu sehen. Alle drei Orden enthalten zudem den Leitspruch "Für Witz und Narrentreue". Zu seinem silbernen Dienstjubiläum erhielt Narrenvater Erwin Haas 1954 den speziell zu diesem Anlass gestifteten "Blechernen Wohlauforden am silbernen Kettlein", der seither nur an besonders verdiente Narren verliehen wird.

Wohlauforden
Wohlauforden von 1933, verliehen an Albert Sandfuchs sen.

Eine Auszeichnung für Narren, die bereits den Wohlauforden, aber noch nicht den Blechernen Wohlauforden erhielten, ist die mit einem "alleruntertänigsten Purzelbaum" des Narrenvaters dargebrachte Ernennung zum Ehren-Narro. Neben den Orden überreicht die Narrenzunft für besondere Verdienste einen Ehrenteller, der mit Fasnetmotiven geziert ist.

Blecherner Wohlauforden am silbernen Kettlein
Blecherner Wohlauforden am silbernen Kettlein

Neben den Orden gibt es noch das käuflich zu erwerbende Zunftwappen, das dem über die Fasnetzeit am Stadttor zu sehenden großen Wappen entspricht, und einen Zunftaufkleber zur Verzierung von Fahrzeugen und anderen Utensilien.

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Plakate, Abzeichen, Lärvle

Festspielplakat 1862

Eine lange Tradition haben die Festspielplakate, die immer mit viel närrischem Witz und künstlerischem Aufwand gestaltet werden. Das älteste erhaltene Plakat von 1862 kündigt das Indianer-Spiel "Wampum, genannt die große Schlange, oder: Siegestanz des Indianerstammes der Papuaner nach einem Kampfe mit den Engländern" an.

Festabzeichen 2004

Ein begehrtes Sammlerobjekt sind die von der Narrenzunft herausgegebenen Festabzeichen mit alljährlich wechselnden Motiven, die oft in Anlehnung an das jeweilige Festspielthema gestaltet sind und auch zur Finanzierung der Veranstaltungen dienen; die Narren sammeln die Abzeichen auf ihren Flößerkäpple. Zu besonderen Jubiläen und Narrentreffen werden ebenfalls Abzeichen hergestellt, die als Eintrittskarte gelten. Nachdem bereits 1950 sowie zum Großen Narrentreffen 1973 kleine Hansellärvle erschienen, gab die Narrenzunft seit 1992 nach und nach je ein Lärvle von jedem Hansel und der Rungunkel zum Umhängen heraus.

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