Die Fasnetlieder von Josef Krausbeck
Fasnetlieder
Das Narrenlied von Josef Krausbeck, das auf die Melodie des bekannten Volksliedes "Ufem Wase grase d'Hase" gesungen wird, entstand während des 2. Weltkrieges. Krausbeck leitete damals als Soldat einer in Immendingen stationierten Einheit wegen seiner beruflichen Kenntnisse - er war Textilkaufmann - die Kleiderkammer, die nach längerer Suche nach einem geeigneten Platz im Ausstellungsraum einer Schreinerwerkstatt untergebracht wurde. In einem der Schränke dort befanden sich Fasnetkostüme nach rheinischem Vorbild (Elferrat-Kostüme und entsprechende Kappen). Die Frau des Schreiners bat Krausbeck, diese Kostüme nicht weg zu werfen, worauf er entgegnete, da könne sie ganz unbesorgt sein, da er selbst ein rechter Narro sei.
Durch diesen Zufallsfund wurde er so inspiriert ("de Narrogeist hot ihn überfalle"), dass er ein paar Gedichte über die Fasnet schrieb, die er zwischen die Fasnetkostüme legte. Aus diesen Gedichten entstand dann das Narrenlied. Einige Zeit nach dem Krieg fragte Krausbeck in Immendingen nach, ob sie die Gedichte gefunden hätten; nach dem Einmarsch der Franzosen, die alles in der Werkstatt durcheinander geworfen hatten, scheinen sie jedoch verloren gegangen zu sein.
Krausbecks Kaffeetantenlied entstand 1954 auf die Melodie "D'Wäldermaidli hen dicke Köpf". Ein Jahr später schrieb er auf die Melodie des Fasnetspieles "Die Weibermühle von Tripstrill" von Georg Anton Bredelin ein Lied, das die Verjüngung für Mann und Frau durch eine echte Weibermühle, die Wolfacher Fasnet, besingt. Auf die Melodie eines alten Wolfacher Schottischs dichtete er 1955 einen Liedtext über das Bettelmaale, eine Steinfigur, die sich früher im Gewölbe des Stadttores befand und nach dessen Zerstörung 1971 als Bronzeabguss an der Mauer des Finanzamts angebracht wurde, und um die sich eine alte Sage rankt:
Einst kam ein Bettler nach Wolfach und hielt in allen Häusern um ein Almosen an, wurde aber überall abgewiesen. In seinem Unwillen über die erlangte Behandlung entblößte er unter dem untern Tor vor seinem Weggange seine Sitzfläche und kehrte sie mit entsprechender Einladung den hartherzigen Bürgern zu. Der Graf soll dies von seinem Schloß aus gesehen haben. Da er wegen verzögerter Ablieferung des Zehnten auch nicht gut auf die Bürgerschaft zu sprechen war, ließ er das Bild des Bettlers in oben beschriebenem Aufzuge in Stein meißeln und in einer Ecke des Torgewölbes anbringen.
Das Bettelmaale
Der Text der Wolfacher Gemütlichkeit, 1948 von Krausbeck auf die Melodie "Beim Kronewirt, da ist heut Jubel und Tanz" gedichtet, enthält neben einigen typischen Wolfacher Örtlichkeiten auch manchen verborgenen Hinweis auf seine Entstehungszeit. Die in der 3. Strophe erwähnten "Dieche" dienten zum Aufstauen des Wassers der Kinzig für die Flößerei. Der Mühlenteich befand sich etwa auf Höhe der evangelischen Stadtkirche unterhalb des Steingrüns; hier begann der Kanal, der die Stadtmühle an der Stadtbrücke mit Wasser versorgte. Der Bruggewoogdiech befindet sich mitten in der Stadt oberhalb der Martinswiese, der Gießediech oberhalb der ehemaligen Insel, wo heute Festhalle und Realschule stehen.
Der rumpelnde Bass in der 4. Strophe bezieht sich auf die nach Kriegsende errichtete und erst 1954 ersetzte Behelfsbrücke aus Holz, die die von den Deutschen gesprengte, aus dem Jahr 1938 stammende Stadtbrücke ersetzte und konstruktionsbedingt bei der Benutzung einigen Lärm verursachte. Der damals noch ganz aus Holz bestehende Gassensteg wurde im Volksmund wegen seiner teilweise losen Holzbalken und -bretter als Stadtklavier bezeichnet. Das Tanzen von Rathaus und Kirchturm in der 5. Strophe spielt darauf an, dass sich nach dem Ende des kirchenfeindlichen 3. Reiches die kirchliche und die weltliche Macht nun wieder die Hand geben. Dass der Schlossturm das Bettelmaale in der 6. Strophe dazu bewegt, sein Hinterteil in die andere Richtung zu drehen, gilt mit der damit verbundenen er-götz-lichen Einladung dem damaligen französischen Gouvernement am Straßburger Hof und dem Hausacher Bürgermeister Heizmann, der nach dem Schlossbrand in Wolfach 1947 vorgeschlagen hatte, das Schloss und Landratsamt in Hausach wieder aufzubauen.
Narrenlied
Text: Josef Krausbeck, 1948; Melodie: Ufem Wase grase d'Hase
Heißa! Losse d'Schelle klingle!
Narre! Jetz isch Eure Zitt!
Losse Eure Beiner schpringe,
Losse s'Herz au hopse mit!Sorg un Leid, mer wenns vergesse!
Lache wemmer, luschdig si!
Wer kann unsere Freid au messe!
Die bringsch in kei Maß jo ni!Juchze wemmer, fröhlich singe,
Fasnet-Lieder, alde Schprüch.
Wurscht un Bretschle soll mer bringe,
Jeder nimmt die gröscht für sich!Un zuem Danze wemmer führe
Alle schöne Maidle hit.
Jeder soll im Herz jo schpüre,
Daß es hit nu Freide git.Setze Euch nu neue Schparre
Jetz ins Hirn, daß es Euch juckt!
Denn wer nit ghert zu de Narre,
Der isch doch s'ganz Johr verruckt!
Wolfacher Gemüetlichkeit
Text: Josef Krausbeck, 1948; Melodie: Beim Kronewirt, da ist heut' Jubel und Tanz
Jetz wemmer emol singe e Wolfacher Lied.
Heididelheidideldum.
Wie alles isch z'Wolfe voll Gsang un voll Gmüet,
Heididelheidideldum.
Voll Freid un voll Luscht un wie alles grad lacht,
Wie 's goht bi uns in ere feschtliche Nacht.
Heididel hahaha...Guck nu mol wie d'Wolf zärtlig d'Kinzig verschmutzt,
Un wie sich hot 's Schduckhüsle 's Rotznäsle butzt.
De Käpflefels lächelt em schbitzbüebisch zu
Un seit no: Wie gfällsch mer, du Lusmaidle du!De Bruggewoogdiech singt em Mühlediech z'wett,
Des git mit em Gießediech grad e Terzett.
De Rießner un Schdadtbrunne falle no i,
Wo kennt euch e scheneres Liedle au si?Es pfieft us em Schdadtwald un giegt vun de Gumm,
Wie Flöt un Klanet un wie Drehorgelbrumm.
Un d'Schdadtbrugg, die rumpelt als Baß wie e Schdier,
Doch de Gasseschdeg schbielt voller Freid si Klavier.De Kirchdurm un s'Rothus, die gewe sich d'Hand
Un wotte am liebschde grad danze mitnand.
Doch sin si scho z'gschdärk un au z'ald scho dezu.
Drum lache se halt mit em Zifferblatt nu.De Schloßdurm, de ald, meint: I hilf au zur Freid,
Daß niemert von drusse euch Ärger nitreit!
Schließt 's Dor zu un schdupft's Bettelmaale, des krumm.
Do draiht des noch usse si Hinderdeil rum.Ihr Little, jetz sage, obs Herz do nit lacht,
Wie alles so einig in Wolfe mitmacht?
Drum singe un juchze au mir jetz mitnand,
Denn e Schdädtle wie Wolfe gits keins meh im Land.
Die Weibermühle
Text: Josef Krausbeck, 1955; Melodie: Georg Anton Bredelin, um 1787
1. Vorsänger: Mer kenne z Wolfe, s isch jo wohr,
was ich euch sage will,
sit alder Zitt un viele Johr
scho d Mühle vun Tripstrill.
Was do im ältschte Fasnetschbiel
voll Luscht goht in de Wiewermühl,
goht hit au no voll Schwung:alle: s wurd alles wieder jung!
2. die Männer: So kumme nu, ihr Wiewer, her,
wenns au schier nimme goht!
Glaub' keine, daß se z alt scho wär!
Für d Mühle ischs nit z schboht.
In dere Mühl wurd alles neu,
daß s Lewe alle wieder freu.
Nu ri in d Mühl voll Schwung!alle: s wurd alles wieder jung!
3. die Wiewer: Un jeder Maa hots nötig au,
daß er in d Mühle kumm',
daß mer ihn no ka sehne lau,
der sunscht wär z krumm un z dumm.
Isch s Wieb verjüngt, so wills au haa,
daß buschber un fidel si Maa!
Drum ri in d Mühl voll Schwung!alle: s wurd alles wieder jung!
4. Vorsänger: Hei, wie er schdäubt, der Plunder all!
Wie Flick un Fleck wegfliegt!
Wie s Mühlrad goht mit Knarr un Knall!
Wie s Hus vor Freid sich biegt!
Mit Zauberkraft un Mühleschdai
wurd jung un frisch de Kopf un Bai
un s Mul un s Herz voll Schwung!alle: s wurd alles wieder jung!
5. Alle: Will einer wisse, wo die Mühl
für uns au hitt no goht,
un obs nit nu isch in Tripstrill,
wo so e Mühle schdoht:
Die Mühl, des isch die Fasnetzitt,
die duet verjünge alle Litt!
Drum mache mit voll Schwung!
s wurd alles wieder jung!
's Bettelmaale
Text: Josef Krausbeck, 1955; Melodie: Alter Wolfacher Schottisch
Z Wolfe am Schdadtdor, do guckt us Schdai e Maale ra.
S Maale vum Schtadtdor, äs wurd aim ebbis z sage ha.
Wolfacher Narro! Guck dir nu s Bettelmaale a!
S Maale am Schdadtdor, des sait aim, was mer mache ka!S isch emol e Maale gsi,
wott in d Schdadt zuem Bettle ri.
Awer s hots au gmerkt scho gli:
s Bettle isch halt gar nient gsi.
Doch vum Maale sim Verdruß
Un vum Herre-Ärgernus
Isch no wore gueter Schluß
Un uf alle Zitte nus.Z Wolfe am Schdadtdor hebt s Hemmle uf de Bettelma!
S Maale am Schdadtdor, äs wurd aim ebbis z sage ha.
Wolfacher Narro! Guck dir nu s Bettelmaale a!
S Maale vum Schdadtdor, des sait aim, was mer mache ka:"Sin nie bäs zuenand, ihr Litt!
Wie sellmols in alder Zitt!
Len de Jomer un de Schdritt,
Daß äs Freid nu z Wolfe gitt!
Macht mer dir wie mir Verdruß,
Mache d Herre Ärgernus,
Daß mer schier verblatze mueß,
Denk halt au wie ich am Schluß!"Z Wolfe am Schdadtdor, do guckt us Schdai e Maale ra.
S Maale am Schdadtdor, äs wurd aim ebbis z sage ha.
Wolfacher Narro! Guck dir nu s Bettelmaale a!
S Maale vum Schdadtdor, des sait aim, was mer mache ka!
Das Kaffeetantenlied
Text: Josef Krausbeck, 1954; Melodie: D'Wäldermaidli hen dicke Köpf
Sunsch sin mir jo zahm s ganz Johr.
Gell, ihr Männer, sell isch wohr?
Doch im Kopf, wenns Fasnet wurd,
Spürt mer, wie s aim surrt.Refrain: Hajo, Kaffeedante, kum!
D Fasnet schbuckt in Wolfe rum!
Hajo, Kaffeedante, kum!
s schbuckt im Kopf uns rum!Un die Zahmheit mueß jetz nus!
Denn sie plogt aim, s isch e Grus!
D Kaffeeschüssel mueß do her,
No fällts uns nit schwer.
Refr.: Hajo, Kaffeedante, kum...Wenn mer so binander hockt,
Wurd scho ebbs in Kaffee brockt.
Doch mit Pfeffer, Rueß un Salz,
Lauft e Gschwätz wie Schmalz!
Refr.: Hajo, Kaffeedante, kum...Luschdig gohts bi uns jo zue.
Unser Mulwerk hot kei Rueh,
Bis vum Kaffeedampf es schwitzt,
Daß sich d Zung uns schbitzt.
Refr.: Hajo, Kaffeedante, kum...Un so merkt mer mit de Zitt,
Daß es ebbis z schnurre gitt.
Jeder schdellt halt ebbis aa
Un kunnt bi uns draa!
Refr.: Hajo, Kaffeedante, kum...