Susannele

Altes Wolfacher Fasnetlied

Im Nachlass von Georg Straub fand sich, mit Bleistift auf ein loses Blatt Papier geschrieben, ein "Altes Wolfacher Fasnetlied". Die Melodie, die Straub noch kannte, geriet in Vergessenheit, lässt sich aber mit Hilfe einer alten elsässischen Volksweise rekonstruieren. Der Text wurde 1987 als mündliche Aufzeichnung im DVA festgehalten:

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Altes Wolfacher Fasnetlied

Susannele, Susannele
zünd uf un schtand s'Laternle a
Susannele, Susannele
zünd uf un schtand es a
Susannele, Susannele
nimm d'Schteg unter de Arm schpring s'Röckle na
Susannele, Susannele
gang schpring g'schwind s'Röckle na
Susannele, Susannele
denn's Kälble hot e Kühle ka
Susannele, Susannele
es hot e Kühle ka.
Susannele, Susannele
zünd uf X. X. wie der erste Vers

Diese Art von Liedern mit Verkehrtheiten weist eine sehr lange Tradition auf. Bereits im Ambraser Liederbuch aus dem 16. Jahrhundert sind zwei vergleichbare Lieder bezeugt:

1.

Gred steh auff, und stoß das fenster zum kopff hinaus, und tag ob es luge, und geb den schüsseln zu essen, und wasch die küh, und milk die säw, und mach den ofen ins fewer, und thu den hafen in's kraut und thu das fewer zum hafen und blas das kraut an, und rür das fewer, und nim die stuben und fege den besem, und zeug den ofen aus dem holtz, und nim das wasser und hol den zuber, wenn du zur thür außgehest, so duck dich, ich stieß mich gestern an kopff das mir die fersen blutet, sage der axt, das sie den knecht neme und auff das holtz gang, und der berg hawe, weck die küh auff, das sie die magd melck, und las den stall aus dem vieh, und treib den hirten für die säw, und stand in die lucken und wehre dem samen, das er nicht auff die säw gang, der hirt ist gestern den gantzen tag auf den säwen gelegen mit dem samen, meine narren sind grosse herren, das sie es jhm vertragen, wenn du heim gehest, so lug auff den platz, ob du scheiter sehest, die klaffter bawren führen.

2.

Cuntz, steh auff, und gang hinder die nasen, und schneutz die thür, henck den hals an die kappen, und nim den wege uber die achseln, und den spies unter die füß, gehe in des meßners haus, und frage ob der man todt sey, den man gestern vergraben hat, gibt er dir böse wort, so schlag jn das antlitz in die faust, du bist all dein knecht ein frischer tag gewesen. Oder las kein henßle gan, wenn du gehörest an einem auge nichts, und gesichts nicht am andern ore, wenn du durch das dorff hinab gehest, so ruffe dem kind, das es auffstande und den pfaffen tauffe, meiner frawen nachbawr ist genesen. Gros hans stehe auff, nim das pferd hinder der thür am nagel, und lauff aus hin auff den almen, und such den zaum, und wenn du in das dorff kompst, so nim zween oder drey hund in den busem, das ich die stein nicht beisse, und leg den karn auff das holtz, und span den karn für die roß, und fahr heim, und wirff das haus zum holtz ein, und bind den sattel hinaus, das er esse, und sag den garben, das sie die schnitter auffbinden, es dorfft auff den regen ein abend kommen.

Gred, thu die zigeiner ein, die hüner kommen dort auff her, das sie es nit hinweg tragen, thu den speicher ab den schlüsseln, es kommen drey kriegsgorgel durch den garten herauff, die haben beyde knie an den hosen abgehawen, nim den hirß da wir gestern den hafen inne kochten und fege den pantzerfleck, und steig auff den speck, und schneid ein stück ab der leiter und legs ins schmaltz, so darfstu kein hafen drein rösten, und trag die stuben in hafen.

Fraw steh auch auff, und gehe auff den kirchhoff, und gib jeglichem heller ein bettler, die fraw sprach, ich mag nicht in die kirchen kommen, mir sind die schuch geschwollen, das ich die füß nicht anlegen kan, ey so stand auff, und gang uber das schmer, und schneid ein stück ab den kisten, und blas die schuch an und schmier das fewer, und wenn der segen den pfaffen gibt, so mach dich bald her heim, so hilffestu mir den rauch ans fleisch hencken, und das fewer uber den kessel thun, und die häl an den kessel hencken, so sieden wir die kumpeß stangen, und wenn du heim gehest, so gang hinden durch den esel, und lug ob du die almen nicht sehest, so sihestu wie das fülhen ein roß hat bracht, nimm das roß am arm, und sitz auffs fülhen, und reit auff die matten, nim den mäder uber die achsel, und wend das graß dem rechen nach, so dört die sonn an dem hew den tag anhin, das die schewr ins hew komm, und das futter vieh hab den winter, so wil ich dir auff den rock ein grünen herbst kauffen, das der winter vor dir mag bleiben.

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