Fasnetusrufe

am Mittwoch vor der Fasnet

Das Fasnetusrufe wird erstmals 1891 schriftlich erwähnt, dürfte aber wesentlich älter sein, denn vor dem Erscheinen der ersten Wolfacher Zeitung 1865 war das Verkündigen von Nachrichten mit Trommelschlag noch eine allgemein übliche Form der Bekanntmachung.

Fasnetusrufe 1955
Fasnetusrufe 1955

Bis zum 1. Weltkrieg riefen jeweils am Fasnetsunntig einige "Obernarren zu Fuß und zu Pferd" die Fasnet aus. 1925 zog bereits am Schmutzige Dunnschtig Prinz Karneval mit seinem Gefolge in prächtigen Kostümen und auf geschmückten Wagen, begleitet von der Narrenkapelle, in die Stadt und ließ durch einen Herold die Ankunft der Fasnet verkünden. In den 1930er-Jahren ritten am Schmutzige Dunnschtig um 13:30 Uhr meist mehrere mittelalterlich gekleidete Herolde hinter einer kleinen Trommlerabteilung in die Stadt, begleitet von einigen Hanseln und anderem Narrenvolk. Der erste Herold entfaltete an den Verkündstellen, wo früher auch der Nachtwächter seine Stundenrufe ertönen ließ, ein riesiges Pergament, um die Fasnet auszurufen. 1937 verkündete Narrenvater Erwin Haas als Wolfacher Hansel seinem närrischen Gefolge, dass der Narrogeist seine Herrschaft angetreten habe.

Fasnetusrufe 2005
Fasnetusrufe 2005

Nach dem 2. Weltkrieg rief zunächst ein Herold in Landsknechtsuniform die Fasnet aus, gelegentlich auch ein Narrenpolizist; den Text dazu verfasste 1949 Josef Krausbeck unter Mitwirkung von Hans Sartory, dem "Schützenstüble-Hans". Den 1954 auf den Mittwoch vor der Fasnet verlegten Brauch übernahm 1958 die sechs Jahre zuvor von Sartory gegründete Landsknechtsgruppe. Seit 1963 wird die "Burg Wolva" auf einem Wagen beim Fasnetusrufe mitgefahren, von der aus das "schier siebentägige Fest" verkündet wird. Nachdem zunächst nur wenige Hansel dem von den Landsknechten mit Fackeln illuminierten Umzug folgten, entwickelte er sich schließlich zum offiziellen Beginn der Straßenfasnet mit allen Hästrägern.

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Der Text des Fasnetusrufe

von Josef Krausbeck 1949

Der Text wird an jenen Stellen ausgerufen, an denen einst der Nachtwächter sang:

Wir, Graf Konrad zu Wolfach, Schutzherr aller Narren und derer, die ganz verruckt sind, Herr zu Gassesteg und Galgebühl, Funkegass und Fröschlache, Gebieter des Mannen- und Weibergrabens, von Krutmärkt, Krottegrabe und Kritzgass, von Schützeneck, Schirleberg und Schinderhütte, erlauchter Regent des Schlosses, tun kund und zu wissen unserem närrischen Volk zu Wolfach, wie allen Hintersassen, Beamten, Bauern und Pfriemenstümplern, daß wir ein schier siebentägiges Fest, genannt Fasnet, bereiten wollen. Dabei sollen Euch folgende Feierlichkeiten erfreuen: wie am morgigen Tage, sollt Ihr am Möntig und Zischtig je eine Elfemess haben. Dann seid Ihr geladen am morgigen Tage wie am Samschtig und Zischtig zu fröhlichem Kaffeetrunk. Die Nächte über seid beim Tanze mit Euren geliebten Weibern. Besonders laden wir Euch zum großen Zunftball am Samschtig ein. Den Schellenmöntig sollt Ihr mit dem hemdklunkigen Wohlauf beginnen und dabei das Geisteslicht Eures Narrenhirns als Stallfunzel zeigen. Säubert Eure Nachthemden gebührend, daß Ihr sie auch sehen lassen könnt! Am Nachmittag findet das Festspiel N.N. statt. Zum Fest ziert und beflaggt die Häuser und Straßen. Am Zischtig ist für de Narresome en Fescht mit Festzug, Brezel und Würscht, am Nachmittag der Nasenzug nach altem Brauch. Dann beendigt den Tag auf dem Tanzboden, bis Euch der äschrige Mittwoch in Herz pfetzt. Am Mittag dieses Tages sollt Ihr Eure leeren Geldbeutel wäschen, klagen und Stockfische fressen in trauerndem Gedenken an Eure Liederlichkeit. Aber bis dahin: Freut Euch, Ihr Alte und Junge, seid fröhlich und deckt Eure Streiche auf unverdrossen. Wir grüßen Euch als Eure Guts- und Landesherren mit dem Wolfacher Gruß: Narro!

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