Nasezug

am Fasnetzieschtig

Nasezug 1993

Der Nasezug beginnt am Fasnetzieschtig um 17 Uhr beim Magnolienbaum vor dem Stadtwall bei der Gastwirtschaft "Zum Herrengarten". Je nach Wetter versammeln sich dort bis zu 350 Männer, ausgestattet mit einer möglichst fantasievoll gestalteten Nase, einem "letzen Kittel", einer meist von einem alten Anzug stammenden Jacke, deren Futter nach außen gewendet ist, einem Krachinstrument und einem Hut, der mit einem "Reifschniiderspän", einem Holzspan, der beim Herstellen hölzerner Fassreifen entsteht, geziert ist. Der Anführer des Nasezugs trägt eine Kopie des Heckerhutes auf dem Kopf, der 1849 beim Festspiel Don Quijote von Sancho Pansa getragen wurde, und hält einen Reisigbesen in Händen, der den bevorstehenden Kehraus symbolisiert und mit dem das Zeichen für den Start des Zuges gegeben wird.

Im Gänsemarsch ziehen nun die Nasezügler gut zwei Stunden lang mit Krach und Radau kreuz und quer durch die ganze Stadt, durch enge Gassen und Winkel zwischen den Häusern, die sonst das ganze Jahr über nicht benutzt werden. Beim Betreten der Wirtschaften ruft der Anführer den Gästen zu: "Ihr Männer, gen heim zu eure Wiiber! D' Fasnet hot e Loch!" und wischt mit seinem Besen den Fasnetstaub von den Wänden.

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Erstmals 1950 versuchte eine junge Frau, sich in dem nur den Männern vorbehaltenen Nasezug einzuschleichen; einmal kam sie unerkannt durch, beim zweiten Mal wurde sie aber zusammen mit einer Mitläuferin entdeckt und mit den Satz "M'r kenne dich! Hau ab, sunnsch wursch uuszoge!" verscheucht. Nachdem sich in den Folgejahren immer mehr Frauen in den Nasezug einschlichen, begannen die Männer, die entdeckten "Wiiber" zur Abschreckung am Stadtbrunnen ins eiskalte Wasser zu schmeißen. Dadurch gewann der Nasezug rasch an Popularität unter den nun immer zahlreicher erscheinenden Zuschauern, die sich vor allem um den Stadtbrunnen drängen, um dieses nasse Spektakel miterleben zu können. Gelingt es einer Frau, am Stadtbrunnen vorbei bis zum Gang über den Jordan, die Kinzig bei der Stadtbrücke, unentdeckt zu bleiben, wird ihr von der Narrenzunft ein Essen spendiert.

Nasezug 2005
Nasezug 2005

Nach gut zwei Stunden endet der Zug in einem spiralförmigen, immer enger werdenden Gang der Teilnehmer um die alte Linde im Schlosshof, bis alle zum Stillstand kommen, der Anführer auf die Holzbank an der Linde steigt, den Lärm durch ein Zeichen seines Besens zum Verstummen bringt und eine Abschiedsrede auf die Fasnet hält, die von den Nasezüglern mit Jammern begleitet wird; doch ihr lautstarkes Jubeln ertönt bei den Worten, dass es ab Mitternacht "scho wieder degege goht". Schließlich rufen so laut wie möglich die Wolfacher Fasnetsprüche auf.

Nasezug 1928
Nasezug 1928

Vermutlich entstand dieser Brauch, wie so vieles an der Fasnet, aus einer spontanen Idee heraus beim Kehraus in einer Wirtschaft und entwickelte sich allmählich zu seiner heutigen Form. Die erste schriftliche Erwähnung des Nasezugs findet sich 1886. Um 1900 geriet er wegen störender Begleitumstände beim Marsch durch die Wirtschaften in Verruf und verschwand wieder aus dem Fasnetgeschehen. In den Jahren 1926 und 1928 wird er erstmals wieder abgehalten, spontan und ohne Ankündigung im Narrenfahrplan.

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