Närrischer Kaffee

am Dunschtig, Samschtig und Zieschtig

Am Schmutzige Dunnschtig und Fasnetsamschtig um 14 Uhr sowie am Fasnetzieschtig um 13 Uhr treffen sich die Kaffeetanten vor je einem Lokal oder Café, um im Gänsemarsch um die Stadt zu ziehen, angeführt von den Kaffeetrommlern mit ihrem Trommelschlag im Rhythmus des dem jeweiligen Café angepassten Ausrufes "Kaffee im [Name des Cafés]!". Ist der Zug wieder beim Café angekommen, bilden die Trommler vor der Eingangstür ein Spalier für die ins Café einziehenden Kaffeetanten, wobei das Trommeltempo und die Lautstärke immer mehr gesteigert werden, bis sich der Rhythmus nach und nach in einen einzigen wilden Trommelwirbel verwandelt, der dann abrupt mit einem kräftigen Schlag auf die Trommeln endet, sobald die letzte Kaffeetante in der Tür verschwunden ist. Es folgt nun ein närrisches Beisammensein bei Kaffee und Kuchen. Am Schmutzige Dunnschtig besuchen die Kaffeetanten und -trommler anschließend den Bürgermeister, der sie im Großen Rathaussaal bewirtet.

Kaffee 1957
Kaffeetanten 1957

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Nach mündlicher Überlieferung entstanden die närrischen Kaffees aus den bei den Floßherren der Stadt üblichen Mittagskaffees mit mehr oder weniger langem Kartengeklopfe. Aktenkundig wird der Brauch im Jahre 1888, als im Inventar der damaligen Narrengesellschaft eine Tafel zum Kaffee auftaucht. 1890 wird ein "närrischer Kaffeeklatsch" erwähnt; im Jahr darauf veranstaltet das die Fasnet zu jener Zeit organisierende "Närrische Comité" erstmals vier Cafés am Donnerstag, Sonntag, Montag und Dienstag in den Lokalen Hirsch, Ochsen, Zähringer Hof und Herrengarten. Diese vier Kaffees wurden von nun an alljährlich durchgeführt und die Zuteilung an die Lokale jeweils in der ersten Narrenversammlung des Jahres geregelt und vom Narrenvolk abgesegnet.

Kaffee 193x
Kaffeetrommler in den 1930er-Jahren

1895 schildert August Armbruster in seiner handschriftlichen Stadtchronik den genauen Ablauf des Brauches, der sich seither kaum verändert hat: "Da gibt es die Kaffeezusammenkünfte, zu welchen per vorangetragener Kaffeeklatschstandarde unter Trommelwirbel eingeladen wird". Die Kaffeetanten verkleideten sich schon damals mit alten, vornehmen, aber aus der Mode gekommenen Kostümen der Groß- und Urgroßmütter. Ein besonderer Reiz der Kaffees ist, dass sich auch immer einige Männer als Kaffeetanten verkleiden, die von den Frauen großzügig in ihren Reihen toleriert werden.

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