Festspiel "Munderkinger Landsturm"

1865 und 1913

Das 1865 und 1913 in Wolfach am Schellementig aufgeführte Spiel "Der Munderkinger Landsturm" geht zurück auf das Gedicht "Der Ausfall der Munderkinger im Jahre 1798" des im 19. Jahrhundert sehr beliebten, aber auch umstrittenen schwäbischen Dialektdichters Carl Borromäus Weitzmann (1767-1828). Der für die Aufführung benutzte Text, der wesentlich von der im Druck überlieferten Version abweicht, befindet sich in der vor 1865 entstandenen handschriftlichen Liedersammlung von Josef Anton Krausbeck (1814-1868):

Text des Munderkinger Landsturms 1865

Munderkinger Landsturm

1. Auf auf, ihr Brüder stoid ins G'wehr
D' Franzoßa ruket ai
Sie ruket scho wia Muaßis Heer,
Zum Kugelthörle rei,
Drum Brüder fasset Muth & List
Sonst goht es hinterfür,
Verklebet Thür mit Dreck & Mist,
Und doith der Rigel für.
//: Nur langsam voran, dass der Munterkinger Landsturm noi komma ka ://

2. Der Burgermoister goht voran
Potz Sterna mordio
Er hot a geale Kittel an
Und Fransa am Chapeau
Und hinter dem Hochweißen rath
Der Dianer von der Stadt
Weil er der g'weihte Säbel hot
Vom graußa Golliath.
//: Nur langsamm voran, x x ://

3. Was Weiber sind dia sitzet jezt
Uf d' Rothhaus Miste na,
Und statt dem Lärm & Lumpe G'schwätz
Bett jede für d' Mah.
Und fallt a Buma Kugel gau
Uf unser Städtli rah,
So schreiet nau recht furiau,
Und soichet drüber na.
//: Nur langsamm voran, x x ://

4. Der Schopfbeck & der Dauderlau.
Und d' Thörlebecke Franz
Sind mit der alte Furie
Schau draußa auf der Schanz.
Sie wehret sie mit Händ & Füaß,
Und au der Stricker letz,
Der hot von 100 Schuha' Spieß
Unds Nudelbrett am Herz.
//: Nur langsamm voran, x x ://

5. Der Stotterer von Eselbach,
Hot gar zwei Deka an
Und s Hauesle aus em Daraloch,
Der Geiget im voran,
Deß ith a Mah so geitz nit viel
Der isch Bigott so kek
Und reißt am Teifel wem wer will
Der Schwanz vom Fidle weck.
//: Nur langsamm voran, x x ://

6. Und's Hoikerdais Anna mei
Und's Holderkarlis Greth
Dia kochet scho der schwarze Brei,
Für Generalität
Und's Herrle schleicht sich au dazu
Und reitet sei Räpple fein
Und auf der alta Spittelkua
Sei Köchin hinta drei.
//: Nur langsamm voran, x x ://

7. Ma pfeifft u. trommelt au dazu,
Dort schwengt der Moselbeck,
Sei Fahne & des Bandlis Bua
Macht Kugla ausem Dreck,
Jetz allso lustig d' Spritza raus
Und siadig Wasser nei
So spritzet nau recht Huzla naus,
Noh traut si koiner rei.
//: Nur langsamm voran, x x //:

8. Ei Jörgle warth ich komm komm glei
Trink nau mei Schöppli aus!
Un s Metzger Peters Durredei
Treit scho mei Büchs voraus,
Dia hot a Büchs, so geits kai Büchs
Dia schnellt all Henna Schaiß
Mit meiner Büchs do fehl ich nit
So wahr ich Nüssle hoiß
/: Nur x x :/

9. Komm Urschel komm jezt gand wir hoi
Dia Schißerei isch nüx
Ich hol zwei neue Flintenstoin
Und dann dei Doppel Büchs x x

Am 27 Februar 1865 in Wolfach aufgefürt.

Weitzmanns Gedicht wird heutzutage in Munderkingen in einer dreistrophigen Version als Fasnetlied gesungen und diente dort 1892 ebenfalls als Vorlage für ein Fasnetspiel. Seit der Fasnet 1952 stellt die damals neu gegründete Belagerungsgruppe der Munderkinger Trommgesellenzunft alljährlich das Gedicht dar. Auf Seiten der städtischen Bürgerwehr sind dabei der Schultheiß, der Pfarrer und eine Hausere, ein Marketenderwagen mit den Frauen der Verteidiger, der Stadthauptmann und andere von Weitzmann genannte Gesellen zu sehen, wobei zu den Verteidigungsrequisiten eine große und auf Seiten der Franzosen eine kleinere, alte Kanone gehören. Die Bauern und die Franzosen stellen ein Scheingefecht dar, bei dem die mit Dreschflegeln bewaffneten Verteidiger der Stadt gegen die mit Säbeln kämpfenden Franzosen gewinnen.

| nach oben |